Was wir über Teamziele von agilen Teams lernen können

25. Juli 2019
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Kaspar Käser

Autor: Kaspar Käser

Ich bin Organisationsentwickler, Coach und Mediator. Hier teile ich Gedanken, Erlebnisse, Ideen, Erkenntnisse und vieles mehr, das mich interessiert.

Im agilen Umfeld sind Teamziele an der Tagesordnung. Doch finden diese nicht einmal oder zweimal jährlich statt, sondern, weil im agilen Umfeld Zieländerungen willkommen sind, viel häufiger.

Am Beispiel von Scrum beschreibe ich den Prozess von der Vereinbarung von Teamzielen bis hin zur Beurteilung der Ziele und versuche dies in eine Sprache zu übersetzen, welche auch von Nicht-IT-Fachleuten verstanden wird.

Die Zielvereinbarung

In einem Scrumteam findet regelmässig (alle 2 bis 4 Wochen) eine Zielvereinbarung (Refinement/Sprintplanning) zwischen derjenigen Person, die ein Produkt bzw. eine Dienstleistung gegenüber dem Kunden verantwortet (Product Owner), und dem Team, welches das Produkt für den Kunden entwickelt bzw. die Dienstleistung gegenüber dem Kunden erbringt (Entwicklungsteam), statt. Nach der Zielvereinbarung (Sprintplanning) verpflichtet sich das Team, die vereinbarte Leistung (Produktinkrement) innerhalb der Zeit (Sprint) zu liefern. Für jedes Teilziel (Story) werden Kriterien beschrieben, anhand deren die Zielerreichung gemessen werden kann (Definition of Done).

Die Arbeit an den Zielen

Während den nächsten zwei bis vier Wochen arbeitet das Team, gemeinsam mit dem Produkt- bzw. Dienstleistungsverantwortlichen und mit Unterstützung eines Teamcoaches und Prozessbegleiters (Scrum Master), an der Zielerreichung. Täglich tauscht sich das Team in einem sehr kurzen, nur wenige Minuten dauernden Meeting (Daily Standup) darüber aus, an welchen Zielen gearbeitet wird, ob es Schwierigkeiten gibt und wer gegebenenfalls unterstützen könnte.

Die Beurteilung der Zielerreichung

Nach Ablauf der zwei bis vier Wochen überprüfen alle gemeinsam – wenn sinnvoll und möglich ist der Kunde auch dabei – ob und in welcher Qualität die Ziele erreicht wurden (Sprint Demo und Sprint Review). Ziele, die nicht erreicht wurden, werden besprochen, reflektiert und falls nötig in der nächsten Zielvereinbarung wieder aufgenommen.

Die Reflexion und das Lernen im Team

Anschliessend reflektiert das Team den Zeitraum seit der letzten Zielvereinbarung, um daraus zu lernen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln (Retrospektive).
Dabei wird im Team erarbeitet, was bezüglich der Zielerreichung, des Prozesses, den Rahmenbedingungen und der Zusammenarbeit im Team gut und was nicht gut gelaufen ist und wo es Möglichkeiten sieht, den Prozess, die Rahmenbedingungen oder die Zusammenarbeit zu verbessern (Impediments).
Gleichzeitig soll Raum gegeben werden, wo diverse Themen wie allfällige Konflikte im Team und Frustrationen offen besprochen werden können. Dabei lernt das Team viel über die Prozesse, Fachthemen und sich selber.

Nicht nur für Scrum-Teams oder agile Teams

In Scrumteams sind Teamziele also etwas ganz normales und alltägliches. Ich bin überzeugt, dass ein ähnliches, auf die jeweilige Situation angepasstes Vorgehen in vielen Organisationen möglich ist. Sich als Team Ziele setzen, diese transparent machen und in regelmässigen Abständen überprüfen, ob noch an den richtigen Themen gearbeitet wird, sollte für viele Teams möglich sein. Die Retrospektive, auch wenn sie seltener als alle 4 Wochen durchgeführt wird, erachte ich als ein hilfreiches Element in der Weiterentwicklung von Teams und deren Ausrichtung auf den Kunden.

Das alles klingt sehr einleuchtend und einfach. In der Praxis ist es aber oft komplizierter

Wie gestalten wir die Teamziele? Wie verlieren wir das grosse Ganze nicht aus den Augen? Wie können wir längerfristige Ziele in den Prozess integrieren? Eignet sich ein solches Vorgehen für unser Team und unsere Aufgabe überhaupt? Wie arbeiten wir als Team miteinander? Haben wir eine Vertrauens- und Lernkultur in der wir offen über Fehler und Missgeschicke sprechen können? Fühlen wir uns gegenüber uns selber und dem Team verpflichtet? Und haben wir auch eine Feedback-Kultur, welche ein solches Vorgehen begünstigt?
Diese Fragen und viele mehr zeigen, wie komplex das Thema ist. Jedes Team ist anders. Es bleibt nichts übrig, als sich auf die Reise zu machen, zu lernen und sich dabei weiter zu entwickeln. Ich bin überzeug, dass es sich lohnt.

Zum Thema Retrospektive und Teamlernen biete ich gemeinsam mit Luzia Anliker von crearium (www.crearium.ch) eine Workshopserie an. Diese Workshopserie ist ausdrücklich auch für Personen geeignet, welche ausserhalb der IT arbeiten bzw. mit der agilen Arbeitsweise nicht vertraut sind und sich auf neue Wege wagen wollen.

Mehr Informationen zu den Workshops findest du unter: https://changeloop.ch/workshops/

Kaspar Käser

Autor: Kaspar Käser

Ich bin Organisationsentwickler, Coach und Mediator. Hier teile ich Gedanken, Erlebnisse, Ideen, Erkenntnisse und vieles mehr, das mich interessiert.

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