Mit Retrospektiven Lern- und Entwicklungsprozesse gestalten

27. April 2021
Glühbirne

Autor: Kaspar Käser

Ich bin Organisationsentwickler, Coach und Mediator. Hier teile ich Gedanken, Erlebnisse, Ideen, Erkenntnisse und vieles mehr, das mich interessiert.

Es geschieht in der Kaffeepause, zu Hause in der Familie, unter Freunden oder beim Smalltalk an einem Apéro. Bei solchen Gelegenheiten wird häufig diskutiert, was in der Firma alles gut und vor allem auch alles nicht so gut läuft und wie einfach gewisse Dinge zu verbessern wären. Diese Ideen bleiben leider oft bei einzelnen Personen oder werden allenfalls noch mit nahestehenden, vertrauten Kolleginnen und Kollegen geteilt. Hier kommt die Retrospektive ins Spiel.

Was ist eine Retrospektive?

Die Retrospektive ist eine Methode, die in der agilen Arbeitsweise weit verbreitet ist, sich aber durchwegs für Teams und Organisationen eignet, welche nicht nach einer agilen Methode arbeiten. Sie ist eine regelmässig wiederkehrende Veranstaltung für Teams, Arbeitsgruppen oder auch ganze Organisationen, in welcher die Mitglieder ihre Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen reflektieren, gestalten und weiterentwickeln können. Durch den gemeinsamen Austausch macht die Retrospektive aus den informellen Gesprächen ein strukturiertes und wirksames Gefäss, um die Reflexions-, Lern- und Verbesserungsprozesse in der Organisation anzugehen. Die regelmässige Durchführung unterstützt auch die Teambildung.

Was heisst «regelmässig wiederkehrende Veranstaltung»?

Wie so oft kommt es auf die konkrete Situation an. Einige Teams führen Retrospektiven alle zwei Wochen durch, andere alle drei Monate. Es hängt dabei davon ab, wie rasch sich die Dinge in der Organisation ändern und wo der Schuh gerade drückt. Wird die Retrospektive häufiger durchgeführt, so dauert sie in der Regel weniger lang (z.B. zwei Stunden), wird sie seltener durchgeführt, dauert sie tendenziell länger.

Was wird unter «Team» oder «Arbeitsgruppe» verstanden? Für wen ist die Retrospektive wirklich?

Wichtig ist, dass alle Menschen, die an einer Retrospektive teilnehmen, im Alltag zusammenarbeiten oder Berührungspunkte haben. Es würde wenig Sinn machen, dass Personen an einer Retrospektive teilnehmen, die im Arbeitsalltag nichts miteinander zu tun haben.

Die Beteiligung aller Betroffenen ermöglicht es, dass alle zur Problemlösung beitragen können. So können sie ihre vielfältigen Perspektiven, Ideen und Lösungsvorschläge zur Verfügung stellen und an der Entwicklung mitgestalten.

Was bedeutet «Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen reflektieren, gestalten und weiterentwickeln»?

Die Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen reflektieren, gestalten und weiterentwickeln bedeutet, dass nicht nur einzelne Aspekte wie zum Beispiel technische oder prozessuale Fragestellungen der Arbeit beleuchtet werden, sondern auch Themen bearbeitet werden können, welche die Zusammenarbeit im Team betreffen. Dabei können auch offene oder verdeckte Konflikte angesprochen werden. Einfach alles, was aus der Sicht der Teilnehmenden die Zusammenarbeit verbessert. Vor allem letzteres braucht viel Übung und Vertrauen im Team, welches durch die Durchführung regelmässiger Retrospektiven ebenfalls gestärkt werden kann.

Wie kann ich eine solche Retrospektive bei mir durchführen?

Um die Retrospektive durchzuführen braucht es Menschen, die bereit sind, ihre Zusammenarbeit zu reflektieren, voneinander zu lernen und aktuelle Themen zu bearbeiten und es braucht einen Moderator oder eine Moderatorin, welche den Prozess gestaltet und begleitet. Die Moderatorin oder der Moderator strukturiert die Retrospektive so, dass einen Raum geschaffen wird, wo sich die Teilnehmenden offen, kritisch und wertschätzend austauschen können. Eine gute Strukturierung kann zum Beispiel anhand von 5 Phasen erreicht werden, wobei jede Phase ein eigenes Ziel im Prozess verfolgt und mit unterschiedlichen Methoden gestaltet werden kann.

Was geschieht zwischen zwei Retrospektiven?

In einer Retrospektive erarbeiten die Teilnehmenden oft Massnahmen oder treffen Abmachungen. Zwischen zwei Retrospektiven ist die Zeit, die Massnahmen und Abmachungen umzusetzen und zu üben. In der nächsten Retrospektive soll dann bewertet werden, ob und wie sich die Situation verbessert hat oder nicht. Auch ohne konkrete Massnahmen ist die Retrospektive selbst bereits eine erste «Massnahme», um die Zusammenarbeit zu verbessern, da sie die Möglichkeit bietet, in einen Austausch zu kommen und verschiedene Perspektiven und Wahrnehmungen kennen zu lernen. Schon die Einführung solcher Lerngefässe wird ihre Organisation nachhaltig positiv verändern.

Bist du neugierig geworden? Habst du Lust, die Methode kennen zu lernen und in deinem Team eine Retrospektive durchzuführen? In einer Kooperation mit Luzia Anliker von crearium veranstaltet Changeloop Workshops rund um das Thema Retrospektive. Der nächste Workshop findet am 10. Mai 2021 statt. Anmeldungen unter: https://changeloop.ch/workshops-kurse/retro-basic/

Autor: Kaspar Käser

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